Die Landschaft in der südlichen Gran Sabana ist hügelig bis bergig, offen, hauptsächlich mit harten Gräsern bewachsen. Überall verstreute Waldinseln und Moriche-Palmen, die entlang von Wasserläufen und an feuchten Stellen wachsen, lockern das Landschaftsbild auf.
Den beherrschenden Eindruck ruft ein hartes Gras hervor, das von den Indios regelmäßig auf den Flächen um ihre Dörfer abgeflämmt wird. Es heißt, sie tun das, um die Schlangen zu vertreiben oder zu töten, denn vor diesen haben sie eine große Angst, wie Sabine sagte.
Bis heute ist nicht eindeutig geklärt, ob die Steppenlandschaft auf natürlichem Wege oder durch menschlichen Einfluss entstanden ist.
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Landschaft der Gran Sabana bei Cantarana
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Es gibt wohl einige Tierarten im Gebiet - bis hin zu Tapiren, die auch schon gesehen wurden. Die Brüllaffen, die gelegentlich von Waldinsel zu Waldinsel umherstreifen, haben wir leider nicht zu Gesicht bekommen, sondernh nur von ferne gehört. Wie anderswo auch sind größere Tiere nur mit viel Glück zu beobachten. Überall vorhanden sind Vögel, Reptilien und Insekten. Die auffälligsten Vögel waren die immer zu sehenden Rabengeier. Aber auch grüne Papageien kamen öfters bis an das Anwesen. Ich vermute, dass es Venezuela-Amazonen waren. Und natürlich kommen mehrere Arten Kolibris und viele Kleinvögel vor.
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Blüte des typischen Grases
in der Gran Sabana
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Auch Schlangen kann man finden, darunter auch giftige. Die, die glänzen sind harmlos, die mattgefärbten gewöhnlich giftig (Achtung: diese Regel gilt für Südamerika. Anderswo gibt es auch glänzende Schlangen, die giftig sind). Es braucht aber viel Glück, um überhaupt mal eine zu sehen! Einmal tauchte eine der gefährlichsten Schlangen Südamerikas, die dort Mapanare genannt wird, in Alfonsos Werkzeugschuppen auf, wo sie sich zwischen leeren Jutesäcken versteckt hatte. Der deutsche Name dieser Schlange ist Lanzenotter, zoologisch heißt sie
Bothrops atrox.
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Die Mapanare (Bothrops atrox)
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Wir bekamen sie allerdings nur noch tot zu sehen, denn die Begegnung mit Alfonso war ihr gar nicht gut bekommen. Darüber mag man denken wie man will, aber wem solche Schlangen mitunter in der Küche aus dem Geschirr entgegenkommen, der fragt nicht danach, ob sie vielleicht geschützt sein könnten. Es ist allgemein üblich, sie nicht lebend entkommen zu lassen und ich kann das auch leicht nachvollziehen. Eine Nachfrage, ob die Art vielleicht dem Artenschutz unterliegen könnte stieß auf kein Verständnis, es hieß auch, diese Schlangen seien viel zu häufig, um geschützt werden zu müssen. Ich kann dieses Vorgehen wie gesagt nachvollziehen, denn der Biss dieser Schlange ist absolut tödlich und ein Arzt, erst recht ein Krankenhaus ist in jener Gegend nur nach mehrstündiger Fahrt ztu erreichen. Mit anderen Worten: wer dort gebissen wird hat keine Chance, lebend davon zu kommen, denn das Serum ist eben vor Ort nicht verfügbar. Die anderen Schlangen, die wir gesehen haben, waren alle harmlos.
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Der Abismo
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Ein schöner Ausflug ist auch eine Wanderung zum "Abismo". Das ist ein Abgrund, der Rand des Tepui, auf dem Cantarana letztlich liegt. Cantarana befindet sich nämlich eigentlich auf einem Tepui, der von den Bewohnern "Kavy Tepui" genannt wird, der Rand ist aber nur an der Seite des Abismo so deutlich ausgeprägt, bei der Anfahrt von Santa Elena de Uairén aus geht es eher unmerklich bergan. Übrigens liegt Cantarana bei etwas über 800m über NN, wenn ich mich recht erinnere. Daher ist die Luft auch nicht so übermäßig tropisch dick.
Der Weg zum Abismo ist gut zu finden, die Steigungen sind moderat. Man läuft keine zwei Stunden bis zum Ziel.
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Der Regenwald Amazniens im
Morgennebel - vom Abismo aus gesehen
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Aber dann ist es wirklich beeindruckend: Am Abismo steht man nahe der Grenze zu Brasilien und hat einen unbeschränkten Blick nach Süden über den Regenwald des Amazonas!
Bis zum fernen Horizont nichts als "Grüne Hölle"!
Diese Athmosphäre ein paar Stunden aufzunehmen ist allein schon die ganze Reise wert gewesen.
Kein Mensch ist weit und breit zu sehen und zu hören, denn in diesem Gebiet ist Gold- und Edelsteinsuche untersagt und hier scheint es auch besser kotrolliert zu werden, als dor, wo wir in der Gran Sabana auf die unerwarteten Lager und Schürfstellen gestoßen sind.
Von unten kommen gelegentlich Tierstimmen hoch, allmählich weicht der Morgendunst und der Blick wird immer weiter, bis in der vollen Sonne Wald und Himmel irgendwo im weiten Nichts zusammenfließen.